Ilsebill salzt nach – Ein Briefroman

Ilsebill salzt nach – Ein Briefroman
PalmArtPress
2023
In einem fantastisch-realistischen Briefroman schreibt die Autorin an Günter Grass, stellt Fragen über Fragen, an ihn und auch an sich selbst: manchmal verspielt, manchmal streng, immer offen für überraschende Antworten. Und sie zieht mit einem Augenzwinkern Parallelen zwischen seinem und ihrem eigenen Leben. Entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Plötzlich ist er da. Ungerufen. Unabweisbar. Günter Grass, der Hausherr von einst. Um in ihre Töpfe hineinzuschauen. Während sie, gedankenverloren, in seiner Küche kocht. Damit beginnt ein fiktives Gespräch der Autorin Carmen-Francesca Banciu mit dem Nobelpreisträger, in dessen Haus sie sich zur Zeit der Pandemie für einige Monate befindet:
Warum bist Du ausgerechnet nach Wewelsfleth gezogen, an einen Ort, den kaum jemand kennt! Oder ist jeder Ort bedeutend und geheimnisvoll, sobald man ihm Neugier und Aufmerksamkeit schenkt?
Und so macht sich die Briefeschreiberin auf den Weg, um das Weltdorf zu erkunden – den Friedhof, die Bäckerei, die Werft – und um die Toten und die Lebenden nach deren Geschichte zu fragen. In Kirchenbüchern zu stöbern. Fast vergessene Spuren zu entdecken. Die seltenen Fussgänger in den verwaisten Gassen des Dorfes zu fragen: Haben Sie Günter Grass gekannt? Für einen Graphomanen hält sie ihn, bis sie selbst in seinem Arbeitszimmer, an seinem Schreibtisch sitzt, durchs Fenster auf die gegenüberliegenden Gräber blickt und über den Butt, die unsterbliche Ilsebill oder einen tanzenden Stuhl nachdenkt.
INTERVIEWS
- Deutschlandfunk Kultur Im Gespräch (Beitrag für die Buchmesse Leipzig 2023) – Link zum Interview
- Lübecker Zeitung – Link zum Interview
- WDR5 20. Mai ein Interview in der Sendung BÜCHER – Link zum Interview
- Podcast „littéramours“ von Sigrid Brinkmann und Clarisse Cossais – Link zum Interview
- Podcast „littéramours“ von Sigrid Brinkmann und Clarisse Cossais (auf Französisch) – Link zum Interview
- Berliner Zeitung – Link zum Interview
Presse & Leserstimmen
„Als Leser*in hat man das Gefühl, in der Weite zu sitzen, dicht bei den Vögeln, aber nicht zuletzt den Menschen des Ortes und deren Vorfahren, ihre Lebensgeschichte zwischen manchen Irrlichtern und Hoffnungsschimmer abzulauschen. Letztendlich verbindet die Autorin mit Grass die Besessenheit für das Schreiben, was sie so eindringlich vermittelt und in räumlich gestalteter, poetischer Prosa umsetzt. Zudem hat die Autorin inhaltlich wie formalästhetisch ihr großes Thema in Hinblick auf „vergeben, verzeihen, versöhnen”, wie sie mehrmals schreibt, gefunden. Wie sie dieses Thema in unterschiedlichen Facetten und formalen wie gattungsmäßigen Variationen durchspielt, ist so eindrucksvoll, dass man dem Werk nur eine möglichst große Anzahl Leser*innen wünschen möchte.“
„Es ist ein Buch unserer Zeit – durchaus im Kontrast zu jenem Zeitgeist, unter dessen Eindruck die Bücher von Günter Grass entstanden sind. (…) Dem Duktus der Autorin nachempfunden stellt sich abschließend die Frage: Ob dieses Buch geeignet ist? Für den Strandurlaub? Für ein verregnetes Wochenende? Es lenkt vom Denken ab mit Nachdenken. Pfiffig. Schön. Lesefreude für Lesefreunde.“
„Ein herrliches Spiel mit der Illusion von Identitäten und Zuschreibungen. Diese Herangehensweise hilft der Autorin denn auch bei einem Thema, das nicht fehlen kann: das späte Bekenntnis von Grass, als 17-jähriger bei der Waffen-SS gewesen zu sein.
….Das Diktum des „es könnte auch ganz anders gewesen sein“ erweist sich als ein Hallraum, der das ganze Buch durchzieht. Eine Atmosphäre süß-trauriger Rätselhaftigkeit durchweht Bancius ganz eigenen Umgang mit den Themen Tod, Vergangenheit, Abschied und Verlust. Vielfach verschränkt Banciu das Leben des in Danzig geborenen Günter Grass mit ihrer eigenen Vergangenheit in Rumänien.“
„Ein vielschichtiger Roman, den seine lyrische Prosa zu transparentem Leuchten bringt wie einen sich im Sonnenlicht drehenden Kristall.“
„Es ist eine lyrische Sprache, mit der Carmen Francesca Banciu uns in ihre Spurensuche einweiht, anziehend und zugänglich, kritisch und fordernd zugleich. Ihr Schreibstil ist eigenwillig und ungewohnt. Das ist stimmig, zumal Banciu selbst Widerstand und Widerspruch kennengelernt hat, kennenlernen musste. Typisch für diese Autorin sind vor allem die im Gedankenfluss immer kürzer werdenden Sätze. Gewiss, es braucht ein wenig Zeit zum Einlesen, zum Eingewöhnen. Doch dann zeigt dieser Stil seine ganze Magie und verzaubert uns Leser*innen. Schreiben ist mein Skalpell, sagt die Autorin an einer Stelle des Buches.“
VIDEO
PalmArtPress präsentiert den von mir gelesenen Anfang des Buches https://www.youtube.com/watch?v=BomYrYrXUJc